In George Orwells düsterer Welt gibt es eine über alles herrschende «Partei». Ihr Slogan lautet:

«Krieg ist Friede

Freiheit ist Knechtschaft

Unwissen ist Stärke»

«Krieg ist Friede» habe ich bereits in Teil I erklärt:

Dort, wo Krieg zum einzigen «Stabilisator» einer Gesellschaft deklariert, wird er zum Normalzustand und somit austauschbar mit «Friede». Wo Krieg zum Dauerzustand wird, herrscht Kontrolle, Repression und Angst unter der Bevölkerung. Propagandisten, Funktionäre und Mitläufer haben schliesslich «Frieden» von wachsamen und kritischen Geistern, die nach Individualität und Veränderung schreien.

«Freiheit ist Knechtschaft»:

In Orwells kommunistischer Diktatur ist die Individualität zugunsten der «Gleichheit» aller Menschen (abgesehen von einigen Parteifunktionärinnen und- Funktionären) abgeschafft. Freiheit bedeutet, rationierte Schokolade und Zigaretten für alle. Die «Partei» präsentiert sich als Schöpferin und Erhalterin der «besten aller Welten». Der Protagonist Winston Smith fragt sich denn auch ständig, ob es nicht einmal eine bessere Welt gegeben habe und ob der Zustand, in dem er sich gerade befindet, wirklich der beste sei, oder ob die «Partei» nicht doch lügt.

«Unwissen ist Stärke»:

Eigentlich müsste man den Parteislogan von unten nach oben lesen. Im letzten Satz steckt der Grundpfeiler einer jeden Diktatur: Die «Partei» weiss, dass Wissen Macht ist und dass der Anfang jeder Kontrolle bei den Gedanken ansetzt. Denn: Ohne freie Gedanken kein freies Reden und Handeln. Deshalb ist der Schlüssel zu Orwells Meisterwerk die Sprache: «Neusprech» soll in 1984 die «alte Sprache» ersetzen. Dabei gleicht «Neusprech» einem militärischen Diktiergerät, voller Abkürzungen und Wortverdrehungen, das jeglicher Phantasie beraubt. Ziel ist, beim Aussprechen und Hören von Worten nicht mehr denken zu müssen, sondern auszuführen, wie gehorsame Soldat:innen. Im «Ministerium der Liebe», auf «Neusprech» Miniluv [von mini und love] (das ganz und gar nichts mit Liebe zu tun hat), wird Winston umerzogen: Die Wahrheit der «Partei» wird ihm durch Folter auferlegt, bis sein Wille gebrochen ist und seine Gedanken diejenigen der Partei sind.

Und natürlich ist Big Brother, der «Grosse Bruder», der über allem wacht, noch zu erwähnen. Sein Blick beobachtet von den Plakatwänden und den Teleschirmen heraus. Der «Grosse Bruder» ist natürlich Fiktion; erfunden von der «Partei», repräsentiert er diese als mythologischer Freund, Bruder und Vater.

Apropos Teleschirme: Die von Orwell 1948 beschriebenen Überwachungskameras sind dieselben geblieben.

In China kommt auf zwei Einwohner eine Überwachungskamera (aus Arte: «Überwacht – Sieben Milliarden im Visier»).

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