«Menschen oder Grenzen»

Die Flüchtlingskatastrophe ist allgegenwärtig. Mir persönlich ist sie nie so nah, wie jemandem, der einen Verwandten auf offener See verloren hat, weil dieser sich ein besseres Leben im verheissungsvollen Europa gewünscht hat. Ich war noch nie in einem Flüchtlingslager, weder als Gestrandete, noch als Helferin. Ich kann mir also nicht vorstellen, was es heisst, meine Heimat zu verlassen, weil Krieg oder Perspektivenlosigkeit herrscht.

Ich bin einverstanden: Grenzen sind für die Katz. Reale, aber auch die in unserem Kopf. Menschen sind allemal wichtiger, und es sollten endlich auch mangelnde Perspektiven für die Jugend und Arbeitslosigkeit als Fluchtgrund anerkannt werden. Schliesslich sind auch mal die reichen Schweizer ausgewandert, weil sie Hunger im Bauch hatten. Nach Argentinien im 19. Jahrhundert, wo sie schliesslich Geld mit Kühen und Milch verdient haben. Es gibt Schweizer Geschlechter, die hier ausgestorben sind, und die es nur noch in Argentinien gibt. Witzig: Ein Stück Schweiz wurde mitgenommen, transplantiert. Wir alle waren mal irgendwo fremd, nicht wir, aber vielleicht unsere Grosseltern. Auch die Israeliten waren fremd im Land Ägypten, und werden daher von Gott ermahnt:

«Einen Fremdling sollst du nicht bedrücken und bedrängen; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen.»

Exodus 20,22

Die eigene Geschichte, egal, wie lange her, sollte immer für diejenige der anderen sensibilisieren. Grenzen auf und keine Angst vor dem «Anderen»: natürlich nur, wen er genauso in Frieden leben und essen möchte, wie du.

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