Kürzlich habe ich auf Arte die schockierende Doku # dreckshure gesehen. Es geht darum, dass Frauen, auch wenn nicht auf der Strasse oder am Arbeitsplatz, so zumindest im grössten öffentlichen Raum angegriffen werden, den es gibt: dem Internet. Frauen sind nach wie vor Opfer physischer, grösstenteils von Männern verursachten Gewalt – kommt erschreckenderweise die virtuelle hinzu.

Die reine Tatsache, dass eine gebildete, intelligente Frau ihre Meinung öffentlich kundtut, erzürnt Männergemüter. Die verbale Gewalt (Posts, Kommentare) richtet sich gezielt auf das Äussere von Frauen und auf deren Sexualität: Es geht um Demütigung und letztlich darum, eine Frau in die Schranken zu verweisen, «dorthin, wo sie gehört». In die Rolle des ewig schwachen Sexobjekts, an dem Mann seine Phantasien schonungslos auslassen kann. Eine Frau, die nicht gefallen möchte (weder äusserlich, noch inhaltlich): Das passt einigen Männern nicht in den Kram.

Was sind das für Männer? Rechtsextreme Spinner? Fehlanzeige: Es ist der Mann von Nebenan, der «Bünzli», der Ottonormalverbraucher, ein Typ, der nicht auffällt (das ist auch derjenige, der am Arbeitsplatz Amok läuft). Dieser Typ Mann leidet unter Minderwertigkeitskomplexen. Da er in der Öffentlichkeit nicht dazu in der Lage ist, eine Frau anzugreifen (weil diese Form von Gewalt auch schneller sanktioniert wird, als die virtuelle), versteckt sich dieser Feigling hinter einem Kommentar im Internet.

Auch ich erhielt letzthin einen verstörenden Kommentar auf einen meiner Blogs. Der Kommentar an sich war nicht das Problem (auch wenn es schon komisch war, dass er auf Englisch verfasst war – ich vermute mal, es war ein Mann, und dass er meinen Blog gar nicht gelesen hatte). Unter seinem Kommentar gab es Verlinkungen zu eindeutig pornographischen und gewalttätigen Internetseiten. Gott sei Dank habe ich eine Kommentar-Löschfunktion, damit derartiges Ungeziefer sich gar nicht erst ausbreiten kann. Aber meine Zweifel und Paranoia darüber, wie sicher es sei, dass ich als Frau und Selbstständige im Internet auftrrte, verhärteten sich. Die gute Nachricht: Ich mache weiter und lasse mich von so einem Vorfall nicht entmutigen. Hoffe aber auch, dass dies der letzte seiner Art ist und bleibt.

Schreiben Sie einen Kommentar



Blog abonnieren

Loading